2023 TEXTIL

In dieser Textilarbeit ist nicht nur die Form- und Farbkomposition ein wichtiger Bestandteil, sondern auch die gezielt eingesetzten Lücken und Freiflächen. Die durch meine individuelle Herangehensweise entstandenen organischen Formen stehen im Kontrast zum Primat des rechten Winkels, das sich durch die Struktur des Gewebes aufzwingt.

Ausgehend von der historischen Webtechnik der Tapisserie wird das Gewebe in seinem rechtwinkligen Aufbau aus Zeilen und Spalten strapaziert. Durch eine Variation von Spannung und Zug der Fäden wird in der Arbeit bewusst mit der Struktur des Gewebes gebrochen.

Das Fadengitter aus Leinenwebgarn, das dem Gewebe als Grundlage dient, bleibt für die Betrachter:innen stellenweise sichtbar. Hierdurch wird die Zugkraft des Wollgarns im Fadengitter deutlich und offenbart eine verschobene Webstruktur.

Wie in der traditionellen Herangehensweise wächst das Gewebe zwar von unten nach oben, aber die gleichmäßigen Abstände zwischen den Kettfäden werden im Laufe der Fertigung variiert. Dabei entwickelt sich die Komposition intuitiv: Ohne vorheriges Skizzieren entstehen durch den Prozess und das Material wiederkehrende, abstrakte Farb- und Formelemente.

Mit der Auseinandersetzung mit Webtechniken, die ich stets neu interpretiere und erweitere, handelt es sich auch bei dieser Arbeit um eine Neukonzeption einer historischen Webtechnik.

Verschiedene Wolle, Leinenwebgarn, Holzrahmen (124 x 93 cm)