Die Weberei ist orthogonal zwischen Kette und Schuss aufgebaut und ist somit bestimmt vom Primat des rechten Winkels. Dieses aufgezwungene und strenge Fadenraster dient als Grundlage für das Gewebe. In "strapaziert und entschieden" wird rebelliert: der Schussfaden deformiert mit Spannung und Zug das Fadengerüst. Es entsteht ein Machtkampfes zwischen den beiden Richtungen von Kette und Schuss.
Die durch den Schussfaden erzeugte Spannung führt zu einer Veränderung der Geometrie, sodass klaffende Lücken, Verzerrungen und Verformungen entstehen. Auch die vier rechten Winkel des Stahlrahmens werden schwach und verformen sich. Die offenen Fadenenden auf der Rückseite geben einen Einblick in das komplexe Zusammenspiel der vielen verschiedenen Fäden, die sich zu einem Ganzen verbinden.
Verschiedene Arten von Wolle, Leinenwebegarn, Stahlrahmen (250 x 200 cm).
Gottfried Brockmann Preis 2023, Stadtgalerie Kiel